Sizilien
Der Radiotitan Elmar Hörig |
Strandleben und viel mehr findet man auf Sizilien ! Und das ist gut so für - Ausländer jedoch, das
steht fest, sind noch nie in diese Wirren hineingezogen worden, sofern sie
sich der Einmischung enthielten. Kann man sich also auf Sizilien
niederlassen? Man kann es zweifellos. Italienisch sollte man jedoch schon
sprechen, und echte Bereitschaft zur Anpassung an Land und Leute mitbringen.
Der Lohn wäre: eine Insel voller uralter, bis zu den alten Griechen
zurückreichender Kultur, mit ganzjährig mildem Klima, fantastischen Stränden
– und Häuserpreisen zwischen 1.200 und 2.000 €/m2. (Auszug aus “Die Welt“) D E R S Ü D E N S I Z I L I E N Touristisch erschlossen sind vor allem der
Nordosten und Südosten. Anziehungspunkte sind hier Cefalù
und Taormina. Vor allem aber ist Sizilien eine der
geschichtsträchtigsten und vielseitigsten Inseln Italiens: Weltberühmte
Tempel aus altgriechischer Zeit, mittelalterliche Paläste, herrliche und
einsame Sandstrände - vor allen im Südosten. Lebendige Großstädte wie Palermo oder Catania und
der alles beherrschende Ätna machen die Insel zu einer Perle des Mittelmeers. Auszug aus unserem Inserat in der Bellevue vom
Oktober 2002 (Heft 10/2002, Seite 82) Die Kathedrale Santa Maria zur Wiese (Marien- und
Wiesenkirche) steht seit der Gründung im 13. Jahrhundert in Konkurrenz zum
Kölner Dom. Die Baumeister sollen teilweise die Gleichen gewesen sein. Der
aus Eichenholz gefertigte Dachstuhl trotzt heute noch den Wettergeschicken.
Die einfache und rein manuelle Baukunst der frühen Baumeister stellt heute
manch hochtechnisierten Betrieb vor große Probleme und erfordert höchste
Fähigkeiten bei vollendeter Harmonie. Jeder Steinmetz und Schindler hatte
sein Zeichen der dieses in seinen Stein schlug. Diese Zeichen waren
registriert und somit Nachweisbar, wer welche Arbeit getan hatte und das
alles ohne unseren heutigen Meisterbrief und überzüchteten Kammerzulassungen.
Die Gabe, das Geschick oder das Gespür zum Stein wurde an die nächste
Generation weitergegeben. Die heutigen Gotik – Restauratoren stammen
teilweise aus Italien und haben eine ähnliche Ausbildung wie die Steinmetze
zu jener Zeit. In Italien gibt es sozusagen keinen Lehrberuf wie in
Deutschland. In
dieser Zeit galt schon der Leitspruch: Versuch und Irrtum und heißt nichts
anderes wie aus Erfahrung zu lernen und gilt heute noch. Einige ähnliche
Gebäude aus dieser Zeit stürzten auch ein und wurden dann nur mit der
Erfahrung wieder neu aufgebaut.
********** Sex: Beim Beischlaf ist der
Unterschied zwischen einem alten und einem jungen Mann lediglich der, das
sich der junge Mann beim Einschlafen noch allein umdrehen kann.
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200.000
ohne Genehmigung erbaute Strand - Villen werden jetzt legalisiert.
Das Gesetz, von Regionspräsident Salvatore Cuffaro (Forza Italia) schon vor der Wahl angekündigt,
gibt jetzt den Besitzern die Möglichkeit, eine kleine Strafe für ihren
illegal errichteten Bau zu zahlen und dafür ganz regulär ins Grundbuch
eingetragen zu werden. Die kleine Strafe kann jedoch bis zu 10.000 €
kosten und erfordert viel Nerven. Regionspräsident Cuffaro
versprach sogar, dass alle nachträglich legalisierten Bauten so schnell wie
möglich an die kommunalen Wasser und Abwasserleitungen angeschlossen werden
sollen. Das neue Gesetz bezieht sich auf illegale Privatbauten am Strand, die
bis zum Jahr 1993 errichtet wurden. Die Strand-Villen, die nach 1993 illegal
errichtet wurden, werden laut Gesetzesentwurf von der Region
"übernommen": Die Besitzer erhalten eine Entschädigung. Die
jeweiligen Kommunen sollen dann entscheiden, was mit diesen Immobilien
geschieht: Sie können ebenfalls in Stand setzten und an private Interessenten
verkaufen. Der zuständige Umwelt-Assessor Bartolo Pellegrini begründet die Initiative so: "Wir halten
Privatbesitz für unantastbar, auch wenn er illegal errichtet wurde." Mit
dieser Haltung steht die neue sizilianische Regionalregierung in harmonischem
Einvernehmen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der
schon in seiner ersten Amtszeit 1994 ein landesweites Gesetz erließ, das ohne
Genehmigung errichtete Bauten nachträglich legalisierte. Damals waren
allerdings Häuser, die direkt am Strand gebaut worden waren, vom Legalisierungsverfahren
ausgeschlossen worden. Heute überlegt Silvio Berlusconi, ob er nicht alle
Strände Italiens privatisieren sollte. Der
Großraum Gela in der Provinz Caltanisetta
gilt mittlerweile als Zentrum der Mafia. Hier ist Alles unter Kontrolle wie
z.B. die Erdbebengedenkstätte und die Kunstausstellung in Cibellina
bei Marsala die heute eine Geisterstadt ist – selbst das Regenwasser soll
nach Einheimischen zufolge kontrolliert werden. Babusse ********** Störe meine Kreise nicht. Archimedes,
Wissenschaftler, † 212 v. Ch. |
Müllberg: 5 Zentner oder 250 kg Hausmüll produziert jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr.
1,5 kg Müll pro Tag oder 550 kg
im Jahr produziert der Durchschnittsitaliener – die Bestleistung in Europa.
Überragend der Süden.
Sodom und
Camorra - Ein Artikel in der FAZ über einen Rechtsanwalts - Kollegen
Korruption,
Mafia, astronomische Prozessdauern und die Polizei auf verlorenem Posten: Wie
kommt es, dass die Italiener mit einer Justiz leben, für die sich ein Land der Dritten
Welt schämen würde?
Aus
dem Archiv: Drogenring
zerschlagen: 44 Festnahmen in Italien
Nach einem
Vierteljahrhundert in Italien kann es nicht ausbleiben, dass man – in
bescheidenen Kostproben – das Rechtswesen des Landes kennenlernt. Der Autor hat
Erfahrungen mit der italienischen Justiz in verschiedenen Rollen gemacht. Als
Privatnebenkläger in einem Strafverfahren, nachdem ihn ein rabiater Autofahrer
überfiel, mit dem Schlagstock das Autofenster einschlug, das Mobiltelefon
zertrampelte und ihn mit dem Umbringen bedrohte. Als Kläger in einem
Zivilprozess, als der Nachbar mit einem Schwarzbau zu seinem Schaden die
Bauvorschriften missachtete. Und als Beklagter in einem Schadenersatzprozess,
den der inzwischen gefeuerte Intendant des Mailänder Opernhauses anstrengte,
weil er sich und sein Haus, die Scala, durch eine ironische Glosse der üblen
Nachrede ausgesetzt sah. Und vor allem hat er, wie viele Italiener, sich in der
Rolle des Resignierten geübt, der weise auf die Ausübung seiner Rechte
verzichtet, wenn er beleidigt, angegriffen oder beraubt wird, wenn ein Schuldner
spät (Glück gehabt!) oder gar nicht bezahlt.
Erster Anschauungsunterricht für Anfänger: Ich erschien eine halbe Stunde vor einem Gerichtstermin im nördlichen Glauben, ohne Probleme Richter und Sitzungszimmer zu finden. Aber ein schwarzes Brett mit den Terminen des Tages fehlte. Wo der Richter B. amtiert, hätte der Portier wissen können, doch der war auf dem Klo, oder wegen Zweitarbeit abwesend, oder krank, oder einen Espresso trinken, oder hatte keine Lust oder sonst einen wichtigen Grund. Mit Glück and ich in letzter Sekunde Anwalt und Sitzungsraum. Um ein Haar hätte der Richter ein Säumnisurteil gefällt. Oder nach Aktenlage entschieden, also: nach den gerade nichtstichhaltigen Einreichplänen für ein Projekt, das in Wirklichkeit ganz anders aussah. Als wir uns nach dem alten Juristenspruch in Gottes Hand befanden („auf hoher See und vor Gericht“), flüsterte mir unser Sachverständiger, Bauingenieur und Konsulent vieler Bauämter, verschwörerisch zu: „Wissen Sie eigentlich, dass der Gerichtssaal, in dem wir jetzt ein Urteil über einen Schwarzbau erwarten, auch ein Schwarzbau ist?“
Dabei sind Schwarzbauten in Oberitalien relativ rar (was nicht heißt, dass deswegen die Bausünden selten wären). In Städten Süditaliens mit einer mafia- oder camorraverseuchten, zudem untätigen, ineffizienten und korrupten Verwaltung kann der Anteil von Häusern ohne Baugenehmigung zwischen 80 (Agrigent) und beinahe 100 Prozent (Gela) liegen. Die Fantasie der Schwarzbauer kennt keine Grenzen: Einer hat – in der Hoffnung auf einen der periodischen Straferlässe – sein Ferienhäuschen mit Sand zugeschüttet und versteckt. An der amalfitanischen Küste werden Schwarzbauten von außen so getarnt, als wären es Felsen, damit die Küstenwache sie nicht erkennt. Missachtung der Sicherheitsvorschriften und tödliche Arbeitsunfälle sind regelmäßige Begleiterscheinungen.
Die geringe Wirksamkeit einer schwerfälligen, überlasteten Justiz hat fatale Folgen. Aber wie kommt es dazu, dass die Italiener, die Erben der alten Römer und ihres präzisen Rechts, mit einer Justiz leben, deren sich ein Land der Dritten Welt schämen würde? Mit Gerichten, die zeitweilig ihre Tätigkeit einstellen, weil kein Geld für Papier, für Fotokopien, für die Zustellung von Vorladungen vorhanden ist, und die ihre Aufgaben so wenig bewältigen, dass Prozesse nicht Jahre, sondern Jahrzehnte dauern? Wie kommt es zur ausgehöhlten Rechtssicherheit, zum verbreiteten Gefühl der Straflosigkeit? Warum wachsen die rechtsfreien und rechtlosen Räume, in Neapel oder Palermo ganze Stadtviertel? Wo Motorradfahrern offiziell abgeraten wird, mit Helm zu fahren, weil sie dann mit Killern eines Camorra-Clans verwechselt und erschossen werden könnten? In Neapel kann die Quästur frisierte Mopeds oder nicht zugelassene Fahrzeuge oder solche ohne Versicherung nur zum kleinsten Teil beschlagnahmen und abschleppen lassen, weil sie keine Abschleppdienste findet, die nicht mit Vorbestraften oder mit der Camorra zusammenarbeiten. Dass in Neapels Gerichtskomplex schon zweimal, 1990 und 2002, verheerende Brände ausbrachen, ausgerechnet im Archiv, wo Unmengen noch unerledigter Gerichtsakten verbrannten, war kein Zufall. Am 23. September 2006 meldete die RAI, dass man in der Staatsanwaltschaft von Catania ein Netz von verdeckten Verbindungsleuten zur Mafia entdeckt habe.
In keinem demokratischen
Land Mitteleuropas ist das organisierte Verbrechen so mächtig wie in Italien.
Die Verbrechensbekämpfung scheint auf verlorenem Posten zu stehen. Zur Abhilfe
gegen die erschreckende Überfüllung der Gefängnisse, in denen die Zellen meist
mit der doppelten, bisweilen sogar dreifachen Zahl von Häftlingen belegt sind,
fiel der Regierung im Juli 2006 nichts Besseres ein als ein Gnadenerlass. 35000
rechtskräftig verurteilte Kriminelle mit Haftstrafen unter drei Jahren kamen
frei, bei weiteren 70000, wegen Bagatelldelikten angeklagt, wurde das Urteil
ausgesetzt. So wurde die geringe Effizienz der strafrichterlichen Arbeit noch
mehr reduziert. Bemerkenswertes Detail: Die rechte Opposition hat der Amnestie
zugestimmt unter der Bedingung, dass auch Finanzdelikte von ihr erfasst werden
– gegen den Widerstand von Minister Antonio Di Pietro, dem einstigen
Starstaatsanwalt in den Mailänder Korruptionsprozessen von „Mani pulite“.
Die Wechselwirkungen
zwischen der italienischen Gesellschaft, ihrer sozialen Schichtung, ihrer
Mentalität und ihrer Geschichte sind mannigfaltig und schlagen auf die Justiz
zurück. Eine der Wurzeln ist die Erbsünde des jungen, eben geeinigten Staates
seit 1860, als Garibaldis „Zug der Tausend“ Sizilien „befreite“: die geringe
Loyalität gegenüber dem Staat.
Ein kalabrisches Sprichwort
sagt: Öffentliches Gut gehört allen – ein Dummkopf, wer sich nicht bedient. Der
Staat, mit ihm die Verfassung von 1865 und seine Exekutive, wurde von der
Mehrheit als Feind erlebt, seine Justiz als Klassenjustiz und Unterdrückung –
das gehörte in Sizilien zum Gründungsmythos der Mafia (und zum Mythos des
Räubers Salvatore Giuliano, des „sizilianischen Robin Hood“). Die Mafia gab
vor, für die Freiheit und die Entrechteten einzutreten – in Wahrheit betrieb
sie die eigene Bereicherung. Die Omertà, die schweigsame Renitenz, gehörtdazu.
Wer im Verhör aussagt, ist als Spitzel verfemt; wer Schutzgelderpresser der
Mafia in Sizilien und der Camorra in Neapel anzeigt oder als Zeuge auftritt,
ist ein potenzieller Selbstmörder. Viele haben, wie der Kaufmann Libero Grassi
in Palermo, die Zivilcourage mit dem Leben bezahlt. – „La Giustizia è uguale
per tutti“ – das Recht (oder die Gerechtigkeit) ist gleich für alle. Die
Aufschrift prangt als Mahnung in jedem Gerichtssaal. Viele erleben sie als
Utopie. Ein Teufelskreis: Die Justiz verteidigt einen demokratischen
Rechtsbegriff, an den im Land Machiavellis die wenigsten glauben. Auf der
anderen Seite ist die Rechtswissenschaft zu einer Subtilität vorgedrungen, die
an Vollständigkeitswahn gemahnt und in der Praxis kaum umsetzbar ist.
Genaue Beachtung von
Prozeduren ist so wichtig, dass ein kleiner Formfehler oft jahrelange
Ermittlungen oder klare Beweise zunichte macht. Als der Autor zusammen mit der
„Frankfurter Allgemeinen“ von der Scala auf die bescheidene Summe von
eineinviertel Millionen Euro verklagt wurde, ging es in mehreren Verhandlungen
im Abstand je einiger Monate nur um die frist- und formgerechte Zustellung der
Klageschrift. Dann wurde der Richter versetzt, ein neuer musste sich
einarbeiten. Das Aktenbündel der Schriftsätze war auf 15 Zentimeter Dicke
geschwollen. In der Sache wurde niemals mündlich verhandelt. War auch schlecht
möglich: Weder Richter noch Kläger konnten Deutsch. Nach vier Jahren, also
vergleichsweise schnell, erging das Urteil über einen deutschen Text, lediglich
auf der Basis einer fehlerhaften Übersetzung. Die Scala bekam einen mehr
symbolischen Schadenersatz von einigen Tausend Euro. Auf die aussichtsreiche
Berufung verzichteten die Zeitung und ihre Versicherung – der Prozess durch
zwei weitere Instanzen hätte noch zehn Jahre gedauert und ein Vielfaches mehr
gekostet. Eine hübsche Pointe: In einer Autobiografie bestätigte der inzwischen
gefeuerte Intendant Carlo Fontana genau die Behauptungen, auf die er seine
Klage wegen Rufschädigung stützte.
Der Journalist Marco
Travaglio wurde 2001 wegen seiner minutiös dokumentierten, nicht
schmeichelhaften Biografie Silvio Berlusconis („Der Geruch des Geldes“,
zusammen mit Elio Veltri) auf zwölfeinhalb Millionen Euro Schadenersatz
verklagt, und zu seinem Glück wurde die Klage im März 2006 zurückgewiesen. Wer
Geld hat, kann mit mutwilligen oder Einschüchterungsklagen die Existenz des
Beklagten gefährden.
Und die Prozessdauern! 1963
zerstörte die Flutwelle aus dem Stausee von Vajont in den Dolomiten die
Ortschaft Longarone und weitere vier Dörfer vollständig, es gab mehr als 2000
Tote. Der Prozess um die Entschädigung der Opfer wurde glücklich mit einem
Vergleich im Juli 2000 beendet – nach 37 Jahren. Kein Einzelfall. Die
Verfahrensdauer in der Justiz und der Verwaltung macht Rechtspflege zur
perfekten Rechtsverweigerung. Auch Garantismus schlägt in sein Gegenteil um.
Adriano Sofri, 16 Jahre nach dem Mord am Kommissar Calabresi (1972) angeklagt
als Auftraggeber (Mord verjährt nicht), wurde 1997 nach mehreren Schuld- und
Freisprüchen in mehreren Instanzenzügen nach zwölf Prozessjahren verurteilt –
wiewohl zwölfjährige Richterzweifel ja eigentlich eine zweifelsfrei
festgestellte Schuld des Angeklagten ausschließen müssten. Darum begreift man,
warum einer der schlimmsten aller italienischen Bannflüche der Satz ist: „Mi
faccia causa! – Verklagen Sie mich!“
Wer den Satz ausspricht,
wiegt sich in Sicherheit, weil die Justiz in beinahe geologischen Zeiträumen
rechnet. Bis zu Forderungen von ein paar Tausend Euro hat der Kläger – bei
ungewissem Ausgang der Sache – regelmäßig einen Aufwand, der höher ist als der
Streitwert. Als ich angegriffen worden war,hatten die
Carabinieri die Sache in die Hand genommen und Zeugen vernommen. Ich versuchte
einfältigerweise meine Schadenersatzansprüche alsPrivatnebenkläger geltend zu
machen. Als ich nach vier Jahren eine Gerichtsvorladung als Zeuge erhielt,
wunderte sich meine Anwältin nur über eins:dass ein Strafverfahren, wenige
Wochen vor der Verjährung, überhaupt anberaumt worden war. Der Täter wurde, wie
vorherzusehen, auf freiem Fuß verurteilt, erklärte sich mittellos, der
Geschädigte ging leer aus, doch das Anwaltshonorar war für eine so wertvolle
Erfahrung sehr bescheiden.
Wundert es daher, dass das
Unrechtsbewusstsein durch alle sozialen Schichten eher schwach ausgeprägt ist?
Wo die pure Dauer von Strafprozessen, die von geschickten Verteidigern bei
gewichtigen Angeklagten mit allen Verfahrenstricks hinausgezögert werden, bei
erwiesener Schuld oft genug zu einem Freispruch wegen Verjährung führt, wie in
einigen Prozessen gegen Silvio Berlusconi? Der hat ja auch während seiner
fünfjährigen Regierungszeit das Strafrecht im eigenen Interesse nicht zum Besten
verändert, etwa Bilanzfälschung als Offizialdelikt abgeschafft und – „Haltet
den Dieb!“ – die gegen ihn ermittelnden Staatsanwälte als „Giustizialisti“
beschimpft, als Justizialisten, die das Recht im Dienst der Politik
missbrauchen.
Regelmäßig sprechen die
höchsten Richter Italiens zur Eröffnung des Gerichtsjahrs von „dringend
nötigen“ Reformen, ohne die das Rechtssystem, mit Hunderttausenden
verschleppten Prozessen, „bald“ zusammenbrechen werde. Doch der politische
Wille zur Reform fehlt. Der Wille, genügend Geld für Rechtspflege und
Strafvollzug im Haushalt lockerzumachen, ebenfalls. Klar: weil die schwarzen
Schafe gerade unter den Regierenden und Managern vom kurzen Arm der
Gerechtigkeit profitieren. Klassenjustiz: Ein Raubmörder kann lebenslänglich bekommen
– ein Finanzmanager, der wie im Fall Parmalat zwölf Milliarden Euro verheizt,
Tausende kleine Sparer um ihre Alterssicherung bringt, Hunderte Familien
ruiniert und einige Selbstmorde aus Verzweiflung auslöst, darf mit höchstens
drei oder vier Jahren Haft rechnen (Hausarrest und Haftverschonung, wenn der
Anwalt gut ist), dann mit einer Amnestie.
Italien hat in Europa
vermutlich das Parlament mit dem höchsten Prozentsatz an vorbestraften oder
angeklagten Politikern. Keiner von ihnen hat je seine Strafe abgesessen.
Vollends zum Skandal wird die Dreistigkeit der politischen Kaste im Fall des
Berlusconi-Anwalts Cesare Previti, der nach rechtskräftiger Verurteilung in
letzter Instanz zu mehrjähriger Haft wegen Richterbestechung und Korruption
noch ein Jahr lang weiterhin im Senat saß, mit Diäten und Leibwache, bis der
Wahlausschuss des Parlaments seinen Ausschluss beschloss. Gegen die Stimmen der
Opposition, versteht sich.
Verständlich, dass
ausländische Investoren wenig Lust haben, sich in Italien zu engagieren – von
Norden nach Süden sinkt die Lust zu Investitionen. Wer will schon als Gläubiger
sein Geld in Prozesse investieren? Wer will schon, wenn ihm die Mafia eine
Lagerhalle anzündet, das Achselzucken der Carabinieri sehen? Wer will legal
arbeiten, wenn der Konkurrent den Großteil der Steuern hinterzieht und
außereuropäische Illegale als Arbeiter mit vier Euro Stundenlohn (ohne
Sozialversicherung) abspeist?
Standard & Poor, Moody's
und Fitch Ratings, die drei weltweit größten Bewertungsagenturen für Bonität
von Unternehmen und Staaten, haben Italien 2006 langfristig negativ (AA-)
bewertet. Auch das wundert nicht. Die Regierungskoalition Romano Prodis ist zu
schwach, um wesentliche Änderungen zu bewirken. Es war ein Indiz beim
Regierungspostenschacher, dass nicht der glänzende Jurist Antonio Di Pietro,
sondern der milde UDEUR-Parteiführer – nomen est omen –, Clemente Mastella, mit
Verbindungen in die frühere korruptionsdurchseuchte Democristiana,
Justizminister wurde. Im vorigen Herbst veröffentlichte das ISTAT, das
staatliche Statistik-Institut, den aktuellen Band „Die Verzögerungen im
Zivilrecht und ihre Rückwirkungen auf das Wirtschaftssystem“. Darin werden
erschreckende Zahlen geschätzt, die mit der Meinung Prodis und des
Bautenministers Antonio Di Pietro übereinstimmen: Wenn die Steuerhinterziehung
unterbunden, das organisierte Verbrechen reduziert würde und mehr
Rechtssicherheit einkehrte, stiege Italiens internationales Rating, und es gäbe
überhaupt kein Haushaltsdefizit mehr, zurzeit mit 106 Prozent Staatsverschuldung
das größte in Europa. Aber genau diese Wünsche, seit 60 Jahren von allen
Parteien wiederholt, werden Träume bleiben.
Den Gläubigen aller
Konfessionen im Lande bleibt, scheint's, nur die Hoffnung auf das Jüngste
Gericht. Den Agnostikern und Skeptikern nicht einmal die.
Zu Gast auf Sizilien
Kulinarische
Reiseskizzen: Wer in Sizilien landet, verlässt den Continent,
wie die Sizilianer sagen, und betritt ein Land, dessen einzigartige, Jahrtausende
alte Geschichte und Küchenkultur geprägt ist wie kein anderes von
afrikanischen, orientalischen und europäischen Einflüssen. Begleiten Sie uns
auf einem kulinarischen Streifzug zu Gaumenfreuden, die mit ihren Kontrasten
wohl einmalig in Europa sind.
Das Land und seine Küche
Die
Speisekarte – ein Spiegel der Geschichte, von einfacher Bauernkost bis hin zu
arabischer Küche. Griechen brachten seinerzeit Oliven auf die Insel, rodeten
aber große Teile des Waldbestandes für ihr Flotten.
Daraus schlugen die Römer Kapital und machten Siziliens nun baumlose Weiten zur
Kornkammer Europas. Mit den Spaniern kamen Tomaten, und die Mauren begründeten
mit Zuckerrohr und Zitrusfrüchten aus Afrika den Ruf sizilianischer Desserts
und Naschereien. Trinacrias Kochkultur besitzt von
allem etwas, blieb jedoch ihrem Wesen nach eine Küche der Fischer und Bauern.
Die Küche
gründet vor allem auf ihren Produkten. Wohl am typischsten ist der wilde
Bergfenchel Finocchietto, der würzig-bitter viele
Gerichte mit seinem unverwechselbaren Aroma prägt. Artischocken wachsen in der
ländlichen Bergwelt, und unter den Wolken des Ätna gedeihen prachtvolle
Steinpilze.
Gelb ist
aber zu allen Jahreszeiten die charakteristische Farbe Siziliens. Quietschgelb sprenkeln kleine Blumen die Frühjahrswiesen,
und von Palermo bis Taormina, zwischen Ätna und Meer,
liegen die immer blühenden Zitronengärten, der heimliche Schatz der Insel. Denn
Zitrusfrüchte sind in der Küche allgegenwärtig, sie finden Verwendung in
Saucen, Füllungen und Salaten, dienen als Obst und beschließen im Limoncello üblicherweise das Mahl. Kühle Nächte und sonnige
Tageshitze verleihen den Orangen in Catanias Ebene Farbe und kraftvolle Süße,
und die klobigen bei uns kaum bekannten Cedri, mit
dickem weißen Fleisch unter gelber Schale, geben – hauchdünn geschnitten, mit
eingelegten Thunfischstücken und nur mit Olivenöl und
Salz gewürzt – einen der einfachsten und erfrischendsten
Salate Siziliens.
Pane, Pizza, Pasta
Il pane, la pasta, l’olio - drei zwingend notwendige Dinge, ohne die sich ein
Sizilianer nicht an den Tisch setzt. Einst backten die Bauern ihr Brot aus
Hartweizengrieß, dessen seidig-goldenes Mehl dem Teil Farbe und seinen
wunderbaren Geschmack verleiht. Eine Rarität aus dem Steinofen, die man heute
nur noch auf dem Lande findet. Aber traditionell werden die trockenen
Überbleibsel – geriebene Semmelbrösel – anstelle von Käse über Pasta gestreut
und bereichern die Füllung von Fisch- und Fleisch-Involtini.
Pizza der
speziellen Art begegnen wir im hektischen Palermo. Vespas
schlängeln sich durchs Verkehrsgetümmel, völlig ungerührt kreuzt ein Kellner
mit Espressotassen die Straße, während sich eilige Passanten Sfincione ins Papier wickeln lassen. Sfincione
– der Inbegriff palermitanischer Pizza – wird überbacken mit einer kräftig
gewürzten Mischung aus Zwiebeln, Tomatensauce, Käse, gerösteten Bröseln und
grundsätzlich auf der Straße verzehrt.
Hier in
Sicilia – Neapolitaner und Venezianer werden es aufs Heftigste bestreiten – hat
die Weizennudel als Makkaroni der italienischen Küche ihr Markenzeichen
verpasst. Ihr Lieblingsbegleiter ist in Sizilien unbestritten die Tomate, die
Saucen ihr süßliches Aroma verleiht. Viele Nudelformen bemühen sich um die
Gunst der Esser: Maccarunni, Busiati,
Caserrecce, Cavatieddi
machen gemeinsame Sache mit Brokkoli oder Auberginen (Maccheroni
alla Norma), Pinienkernen, Rosinen und Ricotta. Sie
akzeptieren Sardinen, Tintenfischtinte oder nur schlichte Brösel und bergen
Saucen mit wildem Fenchelgeschmack in ihren Höhlen und Kurven.
Schätze aus dem Meer
Ringsum
von Meer umgeben, spielt der Fisch in der Cucina
Siciliana eine zentrale Rolle. Da hier häufig gewickelt wird, was auf den
Teller kommt, strecken auch Sardinen, gefüllt und gerollt als Sarde a beccafico ihre Schwänzchen in die Höhe. Doch des Meeres
Aroma und Würzkraft entfaltet sich am schönsten im naturbelassenen Produkt: Auf
Salina servierte man uns rohen Schwertfisch, haudünn geschnitten, nur mariniert mit Zitrone, Knoblauch,
wilder Minze und kalt gepresstem Olivenöl. Zum Augenverdrehen! Tonno und Pesce spada sind nach wie vor die Herrscher hiesiger Gewässer.
Unvergesslich wird mir jedoch frisch gefangener, in Öl eingelegter Thunfisch
bleiben, butterzart und mild gewürzt. Auch Seeigel (Ricci) adeln mit ihrem
Rogen aufs Wohlschmeckendste einen einfachen Teller Spaghetti. Oder man schabt
einfach Bottarga über die Pasta, sonnengetrockneten
Rogen von Thunfisch oder Meeräsche.
Süßes Naschwerk
Wie ein
süßer Faden zieht sich der Zucker durch Siziliens Geschichte, Gebräuche und
Küche. Ihre Vorliebe für „Sukkar“ brachten schon die
süßhungrigen arabischen Emire nach Sizilien. Später schufen Nonnen hinter
Klostermauern wahre Kunstwerke aus Marzipan – Nachbildungen aller Sorten von
Früchten. Die Cassata Siciliana ist ein opulentes Backkunstwerk aus Biskuitteig
mit Ricottacreme, Schokolade, Marzipan und kandierten
Früchten. Und die mit süßer Ricotta gefüllten Cannoli haben keine Mühe, auch noch dem ausdauerndsten
Esser den süßen Rest zu geben. Danach geht nichts mehr – außer einer Granita: Wieder einmal waren es die Araber, die dieses
erfrischende Fruchteis auf die Insel brachten.
International begehrt –
die Weine Siziliens
Vergessen
wir nicht den wichtigsten Menübegleiter: den Wein. Moderne Keltertechniken, gekühlte
Tanks und ertragsreduzierter Rebschnitt ermöglichen heute, trotz glutvoller
Hitze, die Erzeugung fruchtiger und aromatischer Weine. Alter Adel und junge
Winzer stehen für hochklassige Tropfen und machen international Furore.
Ebenfalls zur Hochkultur entwickelt haben die Sizilianer eine neue Klasse süßer
Dessertweine. Nicht mehr süßliche Klebrigkeit, sondern elegante Finesse
zeichnen die modernen Marsalas, Malvasias und Passitos
aus. Ausgerechnet der Engländer John Woodhouse erfand
1773 den Marsala, als er den Wein mit Brandy haltbar machte, um ihn nach
England zu verschiffen. Dabei entdeckte er eine geschmackliche Ähnlichkeit zum
beliebten Port und Madeira.
Kostprobe gefällig? – Ein
lukullischer Abend
Der
Hausherr begrüßt uns hemdsärmelig in ausgebeulten Armani-Jeans. Gianfranco Becchina, Besitzer einer eindrucksvollen Olivenplantage,
hatte uns zum Essen in seine Villa eingeladen.
Der
Gastgeber geht höchstselbst zu Werke: Er häckselt,
schneidet und rührt, ist zwischen Spüle, Backofen und Herd unterwegs. Scampi
werden halbiert, von Darm und Magen befreit, mit Zitrone mariniert und gewürzt.
Spaghetti kommen in den Topf, der Wolfsbarsch auf ein Backblech. Und immer
wieder kreist die Flasche mit Olivenöl aus eigener Produktion. Wir tafeln in
der großen Halle – die Türen zum Olivengarten sind weit geöffnet.
Den Reigen
der Köstlichkeiten eröffnen die nur kurz übergrillten Scampihälften
– mit Olivenöl parfümiert. Kerzenlicht macht Stimmung, als wir uns über die
Krustentiere hermachen. Kühler Vino bianco funkelt in
leicht beschlagenen Gläsern. Die rosaweißen Panzer sind schmatzend bald
ausgekratzt, leere Schalen türmen sich auf der Platte. Der nächste Gang hat
luxuriösen Seltenheitswert: Pasta con Uovo fresco di Tonno: In einer herrlich würzigen Sauce verschmelzen
frischer Thunfischrogen mit reichlich Olivenöl,
Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch. Von imposanter Größe präsentiert sich dann der
Wolfsbarsch. Nur wilder Fenchel, Salz, Pfeffer und Öl gaben ihm Würze. Der
Gastgeber zerlegt vorsichtig das prächtige Stuck und
legt jedem eine Portion auf den Teller. Die Bäckchen verehrt er Jutta: „Ich
grille den ganzen Fisch auf jeder Seite genau dreizehn Minuten. Das reicht.“
Gianfranco hat Recht. Zart, saftig, fast noch gläsern, ist der erste Bissen
eine Offenbarung. Eine Spur Olivenöl, mit etwas Zitrone gemischt unterstreicht
den eleganten Eigengeschmack. Frische Feigen in Rotwein aus dem Garten
beschließen schließlich zu deutlich vorgerückter Stunde den lukullischen Abend.
Ein Bild
bleibt zurück: der morbide Charme eines Tisches voller Gläser und Flaschen, mit
geleerten Tellern und heruntergebrannten Kerzen.
Chris Meier
Der
Reichtum der sizilianischen Küche liegt in den Früchten von Land und Meer. Gelb
ist die charakteristische “Hausfarbe“ Siziliens. Zitronenbäume tragen immer
Gelb – denn Blüte und Frucht sind gleichzeitig anzutreffen.
Nach wie
vor ist Fisch der Herrscher der sizilianischen Gewässer, der Fischfang hat
Tradition. Das Aroma des Meeres, seine archaische Würzkraft muss weder ergänzt
noch verbessert werden.
Der weiße Ramingallo aus der heimischen Inzoliatraube liegt den sizilianichen Winzern besonders am Herzen. Auf dunkelroten Boden wachsen niedrig gehaltene, buschige Rebstöcke, die auch im Sommer nicht bewässert werden.
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Bruni und Benno Schilde I -97010 Marina di Modica |
D - 84141 Landshut / Geisenhausen Tel. /
FAX: +49 - (0) 8743 - 1070 e-mail: Rumpf2000@gmx.net |
Mit
den Billigtelefonnummern wie beispielsweise 0 10 24 oder 0 10 40 vor der
Vorwahl kostet Sie die Minute 24Std./Tag noch nicht einmal 4 ct. - auch nach Italien.
Bitte
länger läuten lassen - Tel. - FAX - Umschaltung ist sehr langsam.